
1984 entsteht der „Friseursalon Rosana“ in der Steinstraße als „künstlerisches Projekt zur Inszenierung eines Arbeitsplatzes“ (FLATZ). Der österreichische und in München lebende Konzept- und Performance-Künstler FLATZ plant und realisiert den Friseursalon als Gesamtkunstwerk für seine damalige Freundin Rosana Stark.
Die komplette Raumausstattung und Möblierung wird von FLATZ gestaltet bzw. zusammengestellt. Den mittlerweile international renommierten Künstler Günter Förg, mit dem FLATZ in den 80er Jahren mehrere Raumgestaltungen realisiert, kann er für eine großflächige konzeptuelle Wandmalerei gewinnen.
Vor allem aber ist der „Friseursalon Rosana“ der erste Video-Friseursalon weltweit: es gibt keine Spiegel mehr, stattdessen filmt eine Videokamera den Kunden und überträgt dessen Bild zeitgleich auf einen Monitor. In konsequenter Form reflektiert der Salon das zunehmend von den Massenmedien geprägte Selbstbild und Bedürfnis nach Selbstrepräsentation - das analoge Spiegelbild des Kunden wird abgelöst von einer medialen Projektion. Zum ersten Mal wurde damit eine solche Closed-Circuit-Videoinstallation zum konstruktiven Bestandteil eines Arbeitsraumes.
Nachdem Rosana Stark nach einem Jahr aus dem Salon aussteigt, übernimmt 1985 der Querdenker und Hairstylist Manfred Spriering den Friseursalon, der ab nun „Projekt Project“ heißt. Manfred Spiering führt die Stuhlmiete ein, bei dem junge Friseurinnen und Friseure sich einen Arbeitsplatz im Salon mieten können. Über dieses Modell arbeiten die beiden Friseurmeisterinnen Angie Berg und Ate Purrmann im Laden, bis sie 1994 den Friseursalon übernehmen. Projekt Project wird – in Erweiterung seiner ursprünglichen Idee als „Eine-Frau-Betrieb“ – nun zum „Zwei-Frauen-Betrieb“.
Der Raum und seine Ausstattung sind nach mehreren Renovierungen heute noch im originalen Stil erhalten. Auch die Praxis ohne Spiegel zu arbeiten wird fortgeführt. Die Videokamera aber ist nicht mehr im Einsatz. Heute geht es den beiden Inhaberinnen des Friseursalons vor allem darum, dass ihre Kunden sich bei ihrem Besuch entspannen und durch keine Außenwahrnehmung gestört werden.
Eine weitere Besonderheit des Salons ist die mittlerweile zu drei Exemplaren angewachsene Sammlung an historischen Friseurstühlen, die als Schnitt- und Färbeplätze dienen. Während das erste Modell aus der Zeit um die Jahrhundertwende stammt, sind die beiden jüngeren Stühle aus den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts.
In seinem unkonventionellen Stil und seiner konzeptuell künstlerischen Gestaltung hebt sich der Friseursalon vom einheitlichen Mainstream selbstbewusst ab.
Öffnungszeiten
Di. - Fr. 10 bis 18 Uhr
ab 18 Uhr und
Sa.
nach Vereinbarung

Steinstraße 63
81667 München
Tel.: +49 (0)89 4488787